Pete Onthebeat
Skablog.de: Ska, Rocksteady, Reggae
4 min readNov 11, 2015

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Arthur Kay — Der Original South London Rude Boy kehrt zurück

Arthur Kay & The Originals

Nachdem ein junger Arthur Kitchener im Jahre 1962 den Film „Twist Around The Clock“ gesehen und kurz danach zum ersten Mal den Hit „The Wanderer“ des amerikanischen Sängers Dion gehört hatte, wusste er, dass er Musiker werden wollte. 1965 gründete er mit Freunden die Mod Band „The Next Collection“ und spielte Tamla und Stax Soul Nummern. Nach einem Auftritt im Ram Jam Club in Brixton legte der DJ Prince Buster Singles auf und Arthur entdeckte den Ska. Zwei Jahre später, 1967, dann spielte er seine erste Studioaufnahme als Bassit für die Single „James in The Basement“ für Dennis Couldry ein, mit einem ebenfalls noch jungen Rico Rodriguez an der Posaune.

Nachdem Vic Keary and Emil Shallit die Chalk Farm Studios auf der anderen Seite der Themse eröffnet hatten, wurde er oft als Sessionmusiker gebucht und spielte auf zahllosen Aufnahmen von Judge Dread, Dandy Livingstone, Desmond Dekker und anderen Künstlern auf Trojan Records.

1978 nahm Arthur mit „Ska Wars“ seine erste Single unter eigenem Namen auf, die ohne jede Radiopromotion 10.000 Exemplare verkaufte, obwohl die Veröffentlichung noch ein Jahr vor der 2-Tone Welle lag.

Arthur suchte sich eine feste Backingband und veröffentlichte mit „Play My Record“ eine wütende Abrechnung mit der Plattenindustrie. Heute ist der Song ein absoluter Ska-Klassiker.

Nach einigen Umbesetzungen nannte sich die Gruppe „The Originator“. Mit ‘Doctor Bird’ und ‘Watching The Rich Kids’ entstanden zwei weitere Klassiker, aber dann löste sich die Band auf.

Kurze Zeit später gründete Arthur zusammen mit dem Akkordeonspieler Geraint Watkins, seinem Freund Kieran O’Connor, Ron Kavana, Gary Rickards und Robin McKidd die Cajun-Band „The Balham Alligators“, die schnell bekannt wurden. Als Blueslegende Doctor John sie bei ihrem Auftritt auf der Hauptbühne des Glastonbury Festivals hörte, verpflichtete er die Alligators vom Fleck weg als seine Backingband. Arthur allerdings musste die Band kurze Zeit später wegen familiärer Probleme verlassen.

1987, als es erste Anzeichen für ein neues Ska-Revival in England gab, veröffentlichte das neue Label „Link Records“ zunächst Arthurs alte Singles als „Rare’n’Tasty“ — Mini-Album, ein Jahr später dann das ganz neue Album von Arthur Kay & The Originals „The Sparkes of Inspiration“.

Arthur Kay & The Originals bei einem Konzert zu Ehren des verstorbenen früheren “Originals” Bob Coltart.

Mit „The Count Of Clerkenwell“ erschien Mitte der 1990er noch ein drittes Album und danach ein Live-Album sowie einige Singles.

Arthur Kay mit Judge Dread

The Originals waren zu der Zeit auch die Backingband für Judge Dread, live und im Studio. So stand Arthur Kay auch am Bass neben seinem langjährigen Freund Judge Dread als dieser 1998 bei seinem Auftritt an einem Herzinfarkt auf der Bühne starb.

Enttäuscht von Promotern, die ihn hängen ließen, und eine Ska-Szene, die ihn zu vergessen schien, trat Arthur in den Folgejahren eher als Singer-Songwriter in Erscheinung, veröffentlichte zwei Soloalben „The Hobo Manifesto“ (2011) und “Street Poet” (2014) oder spielte mit seiner Rock’n’Roll Band „The Lords Of Lonesome“.

Vor einigen Monaten legte der Autor dieser Zeilen eine alte Platte von Arthur Kay auf und setzte sich danach in den Kopf, ihn von einem Comeback zu überzeugen. Nach anfänglicher Skepsis und nachdem wenig später auch das London International Ska Festival mit derselben Absicht anklopfte, war Arthur Kitchener bereit wieder Arthur Kay zu werden.

Live zu erleben sein wird Arthur Kay am 26. 3. 2016 beim London International Ska Festival und am 23. 4. 2016 beim Freedom Sounds Festival in Köln, zusammen mit The Clerks. Weitere Auftritte und vielleicht sogar Plattenaufnahmen sind nicht ausgeschlossen.

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Autor (Riddim, Reggae Steady Ska, Dynamite!, Rockingsteady), DJ (Freedom Sounds Club Night, Montego Bar), Mitorganisator des Freedom Sounds Festivals in Köln.